Jeder Törn hat ein Ende. Und eine weitere Segelsaison neigt sich ebenfalls schon wieder dem Ende entgegen. Wir haben noch zwei Tage Zeit um klar Schiff zu machen, ein paar Restarbeiten durchzuführen und organisatorisches zu regeln dann müßen wir unsere Atlantis leider wieder für ein paar Wochen verlassen und unseren Pflichten Zuhause nachkommen.

Hier sind wir eigentlich nur weil wir uns einfach wohl fühlen in diesem umtriebigen Städtchen und ein paar Besorgungen machen möchten. Eine Nacht Rovinj geht immer. Um 14:46 Ortszeit machen wir, nachdem Bettina über Funk einen Liegeplatz angefragt hat, am Steg 6 der ACI Marina fest und übergeben dem hilfsbereiten Marinero die erforderlichen Papiere zum einchecken. Bei einem Sundowner nach einer gepflegten Dusche in dem kleinen Cafe unterhalb der markanten Kirche mit freiem Blick auf die in die Adria herabfallende Sonne klingt der Tag so langsam aus.

Nachdem wir nun zwei Nächte in Mali Losinj verbracht haben und die Bora abgeflaut ist wollten wir Heute eigentlich bis Rovinj segeln. Wir kamen zunächst auch sehr gut voran, machten unter Vollzeug 6-7 kn FüG. Nach der Kvarner Bucht nahm der Wind am frühen Nachmittag aber stetig ab bis wir schließlich die Segel in Höhe Veruda gestrichen haben und unter Maschine Ri. Norden gelaufen sind. Durch die noch stark aufgewühlte See der vorangegangenen Bora war das jedoch kein Spaß sondern nur noch reine Schaukelei und wir haben uns entschieden für eine Nacht in die Marina Pula abzulaufen. Um 16:45 Ortszeit machen wir in Pula fest.

wg. Borawarnung haben wir uns entschieden den wiedereröffneten Stadthafen mit seinen drei neuen Schwimmstegen von Mali Losinj anzulaufen und die Atlantis mit gebührendem Abstand zum Steg festzumachen.

Am 9.9. um 12:24 h Ortszeit machen wir vor Ilovik an einer Muringboje fest.

Wir haben uns entschieden die neuen Segel in Ruhe vor Anker anzuschlagen, da uns dies praktischer erschien als fest vertäut im Hafen. Am 8.9. haben wir vor Unije unsere alten Segel abgetakelt, aufgetucht, verstaut und die neuen Segel angeschlagen.

Auf dem Weg in den Süden fällt um 18:11 Ortszeit der Anker in der Bucht von Banjole. Wir waren noch eine Runde schwimmen und haben gerade das Abendessen hinter uns gebracht und saßen voller Vorfreude auf die bevorstehenden Urlaubstage gemütlich in der Plicht bei einem Glas Rotwein als uns ein Anruf aus der Heimat erreicht.

Unsere Helga ist am 6.9. Zuhause mit 60 Jahren verstorben. Unfassbar. Vor einigen Tagen hatten wir Sie noch zusammen in der Klinik besucht. Wir sind sprachlos.

Wir waren regelrecht in einen Schockzustand versetzt, saßen nur da schauten ins Wasser und bekamen kein Wort heraus. Unglaublich. Es war Nacht und in dem naheliegenden Hotel war „Disco“ angesagt. Das war in Anbetracht unserer Stimmung einfach nicht zu ertragen. 21:03 Ortszeit: Anker auf – wir stechen in See in die klare, kühle, windstille Nacht. Schweigend liefen wir unter Maschine aus der Bucht und dem dank seiner großen Tragweite weit sichtbaren Leuchtfeuer des Porer entgegen. Mit dem Porer an Backbord querab nehmen wir neuen Kurs 111° und laufen, noch immer sprachlos, mit 5,5 Kn FüG Richtung Unije. Am 8.9. um 01:09 fällt der Anker vor Unije. Wir gehen schlafen und trauern um unsere Helga.

Unser Beileid richtet sich vor allem an ihre Mutter und ihre beiden Söhne. Wir wünschen allen viel Kraft in dieser schweren Zeit. Die aufgeschloßene, frohe Art mit der Sie Ihrem Umfeld stets entgegengetreten ist vermissen wir schon jetzt. Sie wird uns und unseren Familien immer in Erinnerung bleiben und noch sehr sehr lange fehlen.

Bettina + Frank